Als er 1999 nach Wolfsburg kam, debütierte Grün-Weiß gerade im Europapokal. Sechs Jahre trug Marino Biliskov als Innenverteidiger das Wölfe-Trikot und lief 177 Mal für den VfL in der Bundesliga auf. Nach seinem Abschied folgten in Deutschland noch drei weitere Stationen, nämlich der MSV Duisburg, der FC Ingolstadt – und zwischendrin für vier Jahre auch die SpVgg Greuther Fürth. Mit Blick auf das Gastspiel der Elf von Mark van Bommel in Franken am Samstag, 11. September (Anstoß um 15.30 Uhr), war der Kroate, inzwischen 45 Jahre alt, damit ein idealer Interviewpartner.
Marino Biliskov, wo erreichen wir dich gerade?
Marino Biliskov: In den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ich arbeite bei Al Ittihab Kalba als Nachwuchsleiter und U19-Trainer. Kalba ist eine Küstenstadt etwa 100 Kilometer von Dubai entfernt. Vor ein paar Wochen habe ich hier mit einem kompletten Nachwuchstrainerteam aus Kroatien angefangen. Die Eindrücke sind also noch frisch.
Nach dem Karriereende vor acht Jahren hatte sich deine Spur ein wenig verloren. Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?
Marino: Nach meiner Zeit in Ingolstadt bin ich nach Split zurückgekehrt, um mein Studium als Sportlehrer weiterzuführen. Das hatte ich schon angefangen, bevor ich Profi in Wolfsburg geworden war und wollte es unbedingt beenden. Es war hart, mit 42 noch mal zur Uni zu gehen und sich zwischen den jungen Leuten zu behaupten. Aber ich habe es bis zum Diplom durchgezogen. Anatomie, Psychologie, Ernährung – von solchem Wissen profitiere ich als Trainer jetzt enorm. Dabei hatte ich früher immer gesagt: Laktate schießen keine Tore (lacht).
Räumlich ist Wolfsburg also gerade weit weg. Wie präsent ist der VfL noch in deinem Kopf?
Marino: Ich erinnere mich an jede Minute! Vom ersten Tag an habe ich mich in Wolfsburg damals zu Hause gefühlt. Wir hatten eine tolle Mannschaft mit Claus Reitmaier, Charles Akonnor, Martin Petrov, Dorinel Munteanu und all den anderen. Aber genauso gern denke ich an viele Momente im Alltag, ans Kaffeetrinken in der Innenstadt und andere Unternehmungen in der Stadt. Ich habe sogar immer noch in der Porschestraße meine Bank, auch wenn meine Sachbearbeiterin leider in Rente gegangen ist. Ach, und wie hieß noch dieser wunderbare Zeugwart?
Heribert Rüttger. Auch der ist gerade in den Ruhestand gegangen.
Marino: Herbie, genau! Wie könnte ich den vergessen. Er war drei Jahre lang mein Nachbar in Neuhaus. Ein richtig toller Kerl. Von ihm habe ich sogar mal einen Passat für meine Schwester gekauft (lacht). Also: Ich hatte beim VfL eine großartige Zeit, ich spreche immer von meiner ersten Liebe in Deutschland. Allein schon, weil mein erster Sohn in Wolfsburg geboren wurde, wird die Stadt immer besonders für mich sein. Als ich das letzte Mal dort war, habe ich mich gleich wieder wie zu Hause gefühlt. Als wäre ich niemals weggewesen.