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Joker Didavi lässt Wölfe jubeln

Die Grün-Weißen erkämpfen sich nach 0:2-Rückstand ein 2:2 in München.

Wer hätte das gedacht: Der VfL Wolfsburg belohnt sich nach einem starkem Auswärtsauftritt beim Rekordmeister FC Bayern München mit einem 2:2 (0:2)-Unentschieden. Nachdem die Schmidt-Elf zur Pause nach zwei unglücklichen Treffern durch Robert Lewandowski (33, Foulelfmeter) und Arjen Robben (43.) bereits mit 0:2 hinten lag, brachte Maximilian Arnold die Wölfe per Freistoß wieder heran (56.). Der kurz zuvor eingewechselte Daniel Didavi sorgte in der 83. Minute für den viel umjubelten Ausgleich.

Itter feiert Bundesliga-Premiere

VfL-Chefcoach Martin Schmitt würfelte seine Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Werder Bremen ordentlich durcheinander: Für Robin Knoche rückte Marcel Tisserand in die Innenverteidigung der Viererkette. Dazu ersetzte Nachwuchstalent Gian-Luca Itter auf der linken Abwehrseite Yannick Gerhardt, damit feierte der 18-Jährige sein Bundesligadebüt. Des Weiteren kamen William und Josuha Guilavogui für Daniel Didavi und Paul-Georges Ntep zum Einsatz. Bayern-Cheftrainer Carlo Ancelotti tauschte gleich eine Handvoll Spieler gegenüber dem letzten 3:0-Auswärtssieg auf Schalke. Im Abwehrzentrum rückten Mats Hummels und Jerome Boateng für Niklas Süle und Javi Martinez in die Startelf. Dazu kamen Arturo Vidal, Arjen Robben und Franck Ribery für Corentin Tolisso, James und Kingsley Coman.

Kein Durchkommen für den Favoriten

Der große Favorit aus München legte los wie die Feuerwehr und brachte den Strafraum der Grün-Weißen sofort zum Brennen. Doch mit viel Einsatz, Glück und Geschick überstanden die Wölfe die erste schnelle Druckphase des Rekordmeisters, um in der Folge durchaus den Versuch zu starten, mutig eigene Nadelstiche zu setzen. Natürlich waren die Bayern dominant und setzten sich in der Gästehälfte fest, fanden aber zunächst kein Mittel, Koen Casteels im VfL-Kasten in Bredouille zu bringen. Der erste wirkliche Torschuss wurde dann sogar auf der anderen Seite registriert, als sich Maximilian Arnold aus der Distanz ein Herz fasste, das Leder aber über die Querlatte setzte (20.). So gelang es der Schmidt-Elf mit großer taktischer Disziplin, in der ersten halben Stunde tatsächlich keinen echten Torschuss des FCB zuzulassen.

Lewandowski fällt – und trifft vom Punkt

Trotzdem sollten die Münchner kurz darauf in Führung gehen, allerdings musste ein nicht unumstrittener Strafstoß dafür herhalten: Robert Lewandowski hatte das Leder mit dem Rücken zum Tor im Strafraum über Tisserand hinweggehoben und kam dann im Duell mit diesem zu Fall. Der Unparteiische pfiff – und der Gefoulte selbst verwandelte sicher vom Punkt zu seinem siebten Saisontreffer (33.). Damit hatten die Hausherren den massierten VfL-Abwehrriegel geknackt – und legten zehn Minuten später nach. Robben zog vom linken Strafraumeck und hatte Glück, dass sein Schuss noch vom Bein seines Mitspielers Rafinha noch so abgefälscht wurde, dass das Spielgerät den Weg über den bereits am Boden liegenden Casteels in die Maschen fand (42.). Trotz taktisch guter Leistung lagen die Wölfe somit durch zwei sehr unglückliche Treffer zur Pause hinten, kamen aber immerhin kurz vorm Halbzeitpfiff durch Divock Origi noch zu einem Abschluss, den Sven Ulreich im Bayern-Gehäuse im Nachfassen unter sich begrub (44.).

Arnold überrascht Ulreich

VfL-Coach Schmidt brachte zum zweiten Durchgang Jakub Blaszczykowski für William. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff kamen die Bayern zur ersten wirklich guten Chance aus dem Spiel heraus, doch Robben zielte aus 13 Metern knapp zu hoch. Kurz darauf hatten dann die Wölfe nach einem schnellen Konter die Chance zum Anschluss. Blaszczykowskis flache Hereingabe von rechts erwischte Arnold am kurzen Pfosten, doch die Kugel strich noch leicht abgefälscht haarscharf am Aluminium vorbei (49.). In der 56. Minute sollte das bis dahin gute Spiel der Wölfe dann belohnt werden. Nach einem Foulspiel an Origi trat Arnold zum Freistoß aus knapp 30 Metern an und überraschte Ulreich mit einem Flatterball, der am dabei alles andere als gut aussehenden Bayern-Keeper vorbei zum 1:2 einschlug. Der Gastgeber reagierte wütend auf den Gegentreffer, ließ aber einen Hochkaräter durch Robben liegen, der alleine vor Casteels stehend rechts vorbeischoss (58.). Auch Joshua Kimmichs zu hoch angesetzter Versuch brachte den Wolfsburger Schlussmann nicht in Bedrängnis (66.).

Der eingewechselte Didavi sticht

Doch insgesamt agierten die wieder hoffnungsvollen Wölfe nun mutiger und setzten vermehrt eigene Offensivakzente. Mit der Einwechslung von Kreativkraft Didavi für Ignacio Camacho (74.) setzte auch Schmidt noch mal ein deutliches Zeichen des Willens, etwas Zählbares aus der Allianz Arena mitzunehmen. Zunächst einmal musste aber Casteels die Vorentscheidung verhindern, als er Robbens Schlenzer aus der linken Torecke kratzte (76.). Kurz darauf verpasste der FCB durch Ribery erneut den VfL-Knockout, der Franzose zielte, links im Strafraum fein freigespielt, knapp zu hoch (78.). Und dann kam die 83. Minute: Paul Verhaegh schlug von rechts eine tolle Flanke an den kurzen Pfosten, wo ausgerechnet Joker Didavi hineingesprintet kam und das Leder unhaltbar für Ulreich an den linken Innenpfosten köpfte, von wo es den Weg über die Torlinie fand – der VfL hatte tatsächlich ausgeglichen! Als Hummels in der Nachspielzeit nach einer James-Ecke am linken Pfosten vorbeiköpfte, war es vollbracht: Der VfL nimmt einen Punkt aus München mit!

Das Spiel im Stenogramm

FC Bayern München: Ulreich – Kimmich, J. Boateng, Hummels, Rafinha – Rudy, Vidal (63. Tolisso), Robben, T.Müller, Ribery (85. James) – Lewandowski

VfL Wolfsburg: Casteels – Verhaegh, Tisserand, Uduokhai, G. Itter – Camacho (74. Didavi), Guilavogui, William (46. Blaszczykowski), Arnold, Malli – Origi (85. Bazoer)

Tore: 1:0 Lewandowski (33., FE), 2:0 Robben (43.), 2:1 Arnold (56.), 2:2 Didavi (83.)

Gelbe Karten: Vidal / TIsserand, William

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Zuschauer: 75000 am Freitagabend in der Allianz Arena (ausverkauft)