WM-Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion, Olympiafinale im legendären Maracana, Testspiel im Wembleystadion – wenn Alexandra Popp auf ihre lange Karriere zurückblickt, fallen ihr einige unvergessliche Partien an besonderen Orten und vor großen Kulissen ein. Ein weiteres Kapitel in ihrer zukünftigen Erinnerungssammlung wird am heutigen Freitag in Katalonien geschrieben: Nach dem Weltrekord gegen Real Madrid, als 91.553 Zuschauende im UWCL-Viertelfinal-Rückspiel ins Camp Nou strömten, wird im Halbfinal-Hinspiel zwischen dem FC Barcelona und dem VfL Wolfsburg eine ähnliche Marke erwartet. Völlig unerheblich, ob am Ende ein weiterer Weltrekord zu verzeichnen ist oder nicht: Popp und ihre Teamkolleginnen werden womöglich noch ihren Enkeln von jenem 22. April 2022 berichten. Im Interview blickt die 31-Jährige auf das Gastspiel der Wölfinnen im größten reinen Fußballstadion Europas.
Alexandra Popp, kann die große Kulisse Einfluss auf das Spiel der Mannschaft haben?
Alexandra Popp: Ja, das kann schon sein. Ich hatte das Gefühl, dass nur noch über das Camp Nou gesprochen wurde, seit diese Konstellation feststand. Es war eine große Vorfreude spürbar. Jetzt geht es aber darum, dass wir erfahrenen Spielerinnen, die schon öfter in gut gefüllten Stadien gespielt haben, die jüngeren an die Hand nehmen und ihnen ein gutes Gefühl geben. Im Optimalfall schaffen wir es sogar, die gegnerischen Fans in unseren Köpfen zu unseren Fans umzuswitchen. Man muss sich einfach vorstellen, dass die laute Masse gerade uns und nicht dem Gegner zujubelt.
Was fehlt aus deiner Sicht im deutschen Frauenfußball, um auch mal ein großes Stadion ausverkauft zu bekommen?
Alexandra: Es ist aus meiner Sicht vor allem die Vermarktung, die ausbaufähig ist. Wir müssen einfach mehr Werbung für unsere Spiele machen. Darüber hinaus benötigen wir mehr TV-Präsenz, um den Frauenfußball noch sichtbarer zu machen.
In den Champions-League-Viertelfinals gab es zahlreiche Zuschauerrekorde. Ist da nicht schon etwas in Gang gekommen?
Alexandra: Ja, es ist etwas passiert in den letzten Wochen, auch beim VfL Wolfsburg. Zuerst das Spiel gegen Arsenal vor einer fünfstelligen Kulisse in der Volkswagen Arena und auch im Liga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München kamen über 3.000 Fans ins AOK Stadion, was in den letzten Jahren nicht so häufig der Fall war. Unsere Leistungen werden immer mehr wertgeschätzt und honoriert. Jetzt geht es aber darum, dass aus diesem Trend etwas Nachhaltiges wird.