Soziales

Fußball nach Gehör

VfL-Profis beim Blindenfußball.

Ganz neue Erfahrungen machten VfL-Profi Gian-Luca Itter und Wölfin Lena Goeßling am Dienstagmittag. Im Rahmen der VfL-Vielfaltswochen besuchten sie die elfte Klasse des Martino-Katharineum Gymnasiums in Braunschweig, die im HYGIA X-Perience Park Wolfsburg ein Workshop zum Thema Blindenfußball absolvierten und versuchten, mit Dunkelbrille sowie Rasselball auf einem Indoorcourt Fußball zu spielen. Sportlehrer Thorsten Herla hatte sich dieses VfL-Projekt (Kooperationspartner war der Behinderten-Sportverband Niedersachsen e.V.) mit seiner Klasse ausgesucht, „um eine andere Sportart kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Beim Blindenfußball muss man sich auf seine Mitschüler verlassen. Genauso sind Orientierungssinn, Konzentrationsfähigkeit, Intuition und Körperbeherrschung gefragt“, sagte Herla.

Dass bei dieser in Deutschland stetig mehr Anhänger findenden Sportart zudem Ballgefühl und vor allem viel Kommunikation im Vordergrund stehen, bewiesen auch Itter und Goeßling. Beim Torschuss und Passspiel riefen sie „hier, ich bin hier“ – und spielten den Ball nur nach Gehör. Als Itter sich ins Tor stellte (im Blindenfußball dürfen Torhüter als einzige sehen), klopfte er für die deutsche Nationalspielerin die Pfosten ab, damit sie sich konzentrieren konnte. Ihr Schuss war zwar scharf, ging aber knapp vorbei. „Sich blind zu orientieren fällt schwer. Es kostet Kraft und ist wirklich anstrengend. Der Ball ist kleiner und deutlich schwerer“, so die Wölfin nach ihrer kleinen Trainingseinheit. Auch für Nachwuchstalent Itter waren die praktischen Übungen ungewohnt: „Den Ball blind zu orten und zu kontrollieren, fühlt sich fremd an. Dennoch ist es faszinierend, dass man auch ohne zu sehen, Fußball spielen kann.“ Geleitet wurde die Trainingseinheit von Maurizio Valgolio.

Disziplin gefragt

Für die Schüler aus Braunschweig war es ein mitreißendes Erlebnis. Sie haben gelernt, dass Vertrauen auf und neben dem Feld enorm wichtig ist und dass kaum ein anderer Sport blinder Menschen zum einen so fördernd und fordernd in den Bereichen Fitness, Orientierung, Beweglichkeit sowie Kommunikation, zum anderen aber auch gleichzeitig so spannend und rasant ist.

Außergewöhnlich und spektakulär

Blindenfußball, das bedeutet: Rasselball, vier Feldspieler, vier Spieler auf der Auswechselbank – alle mit Dunkelbrillen vor den Augen. Ein sehender Torwart, Spielzeit zweimal 25 Minuten auf einem Kunstrasenplatz (40 x 20 Meter) mit Banden an den Längsseiten. Hier wie dort muss das Runde ins Eckige. Das Tor beim Blindenfußball aber entspricht dem Handballtor (2 x 3 Meter). Jede Mannschaft hat darüber hinaus zwei „Guides“, einen hinter dem Tor, einen an der Seite, die mit „rechts“, „links“, „hier“ Kommandos geben, gegen die Pfosten hauen und Zahlenkombinationen rufen, die der Gegner nicht kennt. Statt nur eines Schiedsrichters gibt es beim Blindenfußball zwei. Genau genommen sogar drei: Ein dritter Schiedsrichter sitzt am Spielfeldrand, fungiert als Zeitnehmer, schreibt den Spielbericht, nimmt Auszeiten und Auswechslungswünsche der Trainer entgegen. Weitere Informationen: www.blindenfussball-online.de.