Frauen I

„Endlich wieder kicken“

VfL-Neuzugang Katharina Baunach im Interview.

Katharina Baunach während des Trainings.

Nach verletzungsgeplagten Jahren ist Katharina Baunach wieder genesen und freut sich auf das neue Abenteuer beim VfL Wolfsburg. Die Ex-Münchnerin verrät im Interview, was ihr erster Eindruck von ihrem neuen Verein ist, wo die Unterschiede zu ihrer ehemaligen Mannschaft liegen und welche Ziele sie sich beim VfL steckt.

Hallo Katharina, du kommst aus Bayern, bist in Würzburg groß geworden und hast dann elf Jahre für den FC Bayern München gespielt. Jetzt hat der FCB einen Umbruch eingeleitet und viele Spielerinnen abgegeben. Wieso hast du dich letztlich für einen Wechsel zum VfL Wolfsburg entschieden, der nicht nur sportlich, sondern auch vom Umfeld her eine neue Herausforderung darstellen wird?

Katharina Baunach: Der Süden ist natürlich schön, als Bayern-Fan seit Kindertagen war es ein Traum, dort spielen zu dürfen. Aber das, was ich in Wolfsburg bislang kennengelernt habe, ist überwältigend. Dass die Arbeit hier so professionell ist, wird ja auch dadurch unterstrichen, dass hier beim VfL so viele Nationalspielerinnen aktiv sind.

München – Wolfsburg: Viel weiter entfernt von deiner Heimat geht in der Allianz-Frauen-Bundesliga kaum. Bist du ein Mensch, der die Unterstützung der Familie und Freunde aus der Heimat braucht?

Baunach: Meine Familie wohnt noch in Würzburg und war in München bei sehr vielen Spielen. Ich brauche diese Unterstützung und bin meinen Eltern sehr dankbar, ohne sie würde ich hier jetzt nicht stehen. Meine Eltern haben früher immer jeden Kilometer in Kauf genommen, damit ich es zum Training und zu den Spielen schaffe.

Wo sind für dich die Unterschiede zwischen deiner neuen und deiner alten Mannschaft?

Baunach: Gerade hinsichtlich der individuellen Klasse ist Wolfsburg nochmal ein Stück weit höher anzusehen. Für mich ist es wichtig, dass ich auf einem gewissen Niveau trainieren kann. Gerade nach Verletzungen kann man dann schauen, wieviel wirklich noch in einem steckt. Die Unterschiede zwischen dem VfL und dem FCB waren in der letzten Saison in den direkten Duellen klar zu sehen. In München war der Teamgeist sehr groß, aber ich bin mir sicher, das werde ich hier auch vorfinden. Mein Wunsch ist es einfach, endlich wieder kicken zu können und fit zu sein.

Du bist gelernte Verteidigerin, bist aber auch im Mittelfeld flexibel einsetzbar. Wo spielst du lieber?

Baunach: Ich bin Fußballerin aus Herz und Leidenschaft. Mir ist es deswegen auch egal, auf welcher Position ich letztlich spiele.

Deutsche Meisterin, Pokalsiegerin und U19-Europameisterin bist du. Lediglich der Gewinn der Champions League fehlt dir noch. Ist dieses Ziel in den kommenden Jahren mit dem VfL realistisch?

Baunach: Für mich zählt Wolfsburg neben Lyon, Paris und Manchester City zu den größten Vereinen Europas, daher ist es sicherlich möglich. Die Champions League ist noch einmal etwas anderes als der normale Liga-Alltag – es kribbelt viel mehr. In München mussten wir in der entscheidenden Phase auf viele Spielerinnen verletzungsbedingt verzichten. Beim VfL Wolfsburg ist der Kader dagegen nicht nur individuell, sondern auch in der Breite besser aufgestellt.

Aufgrund einer schweren Meniskusverletzung vor zwei Jahren kamst du in den vergangenen zwei Saisons nur zu 13 Bundesliga-Einsätzen. 2009 musstest du sogar mehr als zwei Jahre komplett aussetzen. Konntest du den Verletzungen eventuell sogar etwas Positives abgewinnen?

Baunach: Als Sportler denkt man zunächst nicht an Verletzungen. Den Moment meiner Meniskusverletzung habe ich noch ganz genau vor Augen. Im Nachhinein bin ich über die Verletzung aber dankbar. Ich habe realisiert, dass es von heute auf morgen zu Ende sein kann mit dem Fußball. So schmerzhaft das alles war, umso glücklicher bin ich über die Erfahrung, die ich in der Zeit gesammelt habe. Meine Denkweise hat sich verändert, man lernt sein Leben - beziehungsweise die Gesundheit - viel mehr zu schätzen.

Was sind deine persönlichen Ziele in Wolfsburg?

Baunach: Zunächst einmal möchte ich gesund bleiben. Dann möchte ich mich in die Mannschaft integrieren, als Spielerin wachsen und fußballerisch auf ein höheres Level kommen. Natürlich möchte ich auch zur Stammformation gehören, was aber nicht einfach wird.