Frauen

Das ist Juventus Turin

Der italienische Gruppengegner der Wölfinnen im Portrait.

UEFA Women’s Champions League, Heimspiel, Flutlicht und Juventus Turin als Gegner – bei wem kribbelt es da nicht? Am kommenden Donnerstag, 18. November (Anstoß um 18.45/ live auf DAZN und YouTube), empfangen die Frauen des VfL Wolfsburg nach dem 2:2 im Piemont den italienischen Traditionsverein zuhause im AOK Stadion. Mit fünf Punkten aus drei Partien liegen die Wölfinnen auf Platz zwei der Tabelle der Gruppe A. Mit dem Juventus Football Club, wie der Verein offiziell heißt, kommt einer der klangvollsten Namen des Weltfußballs nach Niedersachsen. Hierzulande ist nicht nur die große italienische Gemeinde in Wolfsburg neugierig auf die alte Dame, deren Frauenfußball-Abteilung lange nicht so viel Tradition hat, wie es der Spitzname vermuten lässt. 

Keine alte Dame

Frauenfußball und Juventus Turin: das waren lange Zeit zwei Welten, die nicht zueinander gefunden haben. Erst im Juli 2017 entstand die Abteilung Frauenfußball bei den Turinerinnen. Da man aber das Startrecht des A.S.D. Cuneo Calcio Femminile, einem damaligen Erstligisten aus dem Piemont, übernahm, durfte man sofort in Italiens höchster Liga starten. In der Serie A der Frauen angekommen, ist die Geschichte aber leicht erzählt und von Erfolg geprägt: Die Juventus-Frauen wurden bereits in ihrer ersten Spielzeit Meister und verteidigten den Titel fortan jedes Jahr. 

Konkurrenzlos in der Liga

Seit dem 1. Februar 2020 und dem 0:0 gegen Florentia San Gimignano hat Juventus Turin in der heimischen Liga keinen Punkt mehr abgegeben. In den folgenden 21 Monaten gewann die Mannschaft aus dem Piemont 32 Partien in Folge – Ausdruck einer beispiellosen Dominanz. Folgerichtig stellte man in den vergangenen Spielzeiten die beste Defensive, aber vor allem mit großem Abstand die beste Offensive. Auch in dieser Saison ist man mit neun Siegen aus neun Partien wieder Tabellenführer. Herausragende Offensivkraft war in diesen Jahren die Doppeltorschützin aus dem Hinspiel, Cristiana Girelli, die in den vergangenen drei Spielzeiten 51 Tore in der Liga beisteuern konnte. Auch ihre Sturmkollegin Barbara Bonansea, die seit der Premierensaison in Schwarz-Weiß aufläuft, gehört mit 42 Toren in vier Jahren zu den treffsichersten Spielerinnen der Liga. In der Defensive ist Sara Gama nicht nur wegen ihres Spielstils und ihrer Haarpracht eine der auffälligsten Spielerinnen. Die 32-jährige Innenverteidigerin wurde 2020 als erste Frau stellvertretende Vorsitzende der Spielergewerkschaft AIC. Die aus Triest stammende Gama hatte zuvor Kampagnen für die Rechte der Fußballerinnen in Italien geführt.
 

Moderate Kaderbewegungen

Der neue Trainer der Bianconeri, Joe Montemurro, kann in dieser Saison auf eine eingespielte Mannschaft setzen: Die signifikantesten Wechselspiele gab es diesen Sommer in Turin nur auf der Torhüterinnenposition. Mit Laura Giuliani verließ die langjährige Stammtorhüterin den Verein, um sich dem AC Mailand anzuschließen. Als Ersatz verpflichteten die Verantwortlichen aus dem Piemont die 29-jährige Pauline Peyraud-Magnin von Atletico Madrid, also eine ehemalige Teamkollegin von Wölfin Turid Knaak. Außerdem neu ist Außenverteidigerin Amanda Nilden, die zum erweiterten Stammpersonal zählt und vor der Saison von Eskilstuna Utd den Weg in die italienische Autostadt fand. Auf der Abgangsseite ist zudem noch Aurora Galli zu vermelden, die seit dieser Saison ihr Glück beim FC Everton sucht. Ein probates Mittel ist in Norditalien zudem die Leihe: Gleich mehrere Spielerinnen der Turinerinnen sind momentan bei anderen Vereinen untergebracht. 

Schwieriger Start in die UWCL

Die Champions League und Juventus Turin – das war bisher keine Liebesbeziehung: Bei drei Teilnahmen schied man im alten Modus jeweils in der ersten Runde aus. Während man 2018 knapp gegen Brondby IF die Segel streichen musste, hatte man in den letzten zwei Jahren zudem noch Lospech. Während 2019 gegen den FC Barcelona kein Kraut gewachsen war, gestaltete sich die erste Runde 2020 gegen Olympique Lyon ähnlich aussichtslos. Im neuen Champions-League-Modus begann die Reise der Turinerinnen in Nordmazedonien. Gegen Kamenica Sasa gab es in der ersten Runde einen 12:0-Kantersieg. Den Einzug in die zweite Runde sicherten die Bianconeri durch einen 4:1-Auswärtssieg beim SK St. Pölten. Dort wartete auf die Norditalienerinnen der albanische Verteter Vllanzia, den man mit einem 2:0-Auswärtssieg und einem 1:0-Heimerfolg in die Schranken wies. In der Gruppe A angekommen, siegte man zunächst klar gegen Servette FCCF mit 3:0. Im Anschluss kam mit dem Chelsea Women FC ein echter Hochkaräter ins Turiner Allianz Stadium. Dem Favoriten von der Insel bot man bei der 1:2-Niederlage lange Paroli. Am letzten Spieltag kam es dann bekanntermaßen zum ersten Aufeinandertreffen mit dem VfL, welches 2:2 endete. 
 

Juventus Football Club

  • Geschichte des Hauptvereins: Der Juventus Football Club wird mit 1.950 Millionen Dollar in der Rangliste der wertvollsten Vereine der Welt auf Rang elf geführt. Zeitgleich sind die Bianconeri, die seit vielen Jahren hoch oben in der Gunst der Fiat-Familie Agnelli stehen, einer der traditionsreichsten Clubs des Landes. Gegründet von 13 Studenten im Jahr 1897, konnte man bereits 1905 die erste Meisterschaft erringen. Im Laufe der Jahre kamen 35 weitere Scudetti hinzu, was die alte Dame zum Rekordmeister des Landes macht. Außerdem stehen im Turiner Trophäenschrank unter anderem 14 nationale Pokale, zweimal der Henkelpott der Champions League, drei UEFA-Pokal-Trophäen und ein Europapokal der Pokalsieger. Große Wellen schlug in der jüngeren Vergangenheit allerdings auch der Manipulationsskandal im Jahr 2006, in dessen Folge Juventus nicht nur die Meisterschaften 2005 und 2006 aberkannt wurden, sondern man auch in die Serie B abstieg und mit neun Punkten Abzug in die Spielzeit starten musste. Anders als erwartet verließ aber nicht die ganze Mannschaft den Verein. Weltklasse-Spieler wie Gianluigi Buffon, Alessandro del Piero, Mauro Camoranesi sowie der französische Stürmer David Trezeguet und der Tscheche Pavel Nedved blieben den Turinern erhalten. Gemeinsam ebneten sie die erfolgreichste Epoche der Vereinsgeschichte: Von 2012 bis 2020 holte man neun Meisterschaften in Folge, ehe Inter Mailand diese Dominanz vergangene Saison durchbrach. 

  • Erzrivale: Torino FC (Derby della Mole)

  • Fans und Hymne: Die Fans von Juventus Turin werden im Volksmund auch gerne „gobbi“ genannt. Laut regelmäßiger Umfragen sind circa 20 Prozent aller italienischen Fußballfans Anhänger von Juventus Turin. Trotzdem war der Liebling der Turiner Stadtbewohner lange Jahre der Torino FC. In den letzten Jahren ist hier aber eine Trendumkehr zu beobachten. Die Ultra-Gruppierung von Juventus nennt sich Drughi. „Juve – storia di un grande amore“ lautet der klangvolle Name der Hymne, die vor den Heimspielen lautstark von den Bianconeri gesungen wird. 
     

  • Bekannte ehemalige Spieler: Cristiano Ronaldo, Andrea Pirlo, Michel Platini, Roberto Baggio, Alessandro del Piero, Zinedine Zidane, Jürgen Kohler, Edgar Davids, Gianluigi Buffon, Dino Zoff, Fabrizio Ravanelli, Andreas Möller, Gaetan Scirea, Marco Tardelli

Interessante Details

  • Farben und Spitzname: weiß/schwarz (Heimtrikot), schwarz (Auswärtstrikot), blau/gelb/weiß (Ausweichtrikot) - La Vecchia Signora („Die alte Dame“) und I Bianconeri („Die Weiß-Schwarzen“).

  • Wappen: Das Wappen von Juventus Turin hat in den letzten Jahren wohl für so viel Aufregung gesorgt wie sonst kaum eines. Lange Jahre sorgte das schildartige, schwarz-weiß gestreifte Emblem mit dem stehenden Stier und Juventus-Schriftzug für Wiedererkennung. Im Jahr 2017 gab es dann aber einen radikalen Einschnitt und seitdem ziert einzig ein markantes J die Turiner Trikots.
     

  • Stadion: In der Liga tragen die Turinerinnen ihre Partien im Campo Ale & Ricky auf dem Juventus Training Center aus. In der Champions League hingegen dient das 41.507 Zuschauer fassende Allianz Stadium Turin als Heimstätte.

  • Trainer: Seit dieser Saison steht mit Joe Montemurro ein Australier an der Seitenlinie von Juventus. Der 52-Jährige kam vom Arsenal Women FC ins Piemont, wo er Rita Guerino beerbte. 
     

  • Stadt:  Im Nordwesten Italiens gelegen, ist Turin mit circa 870.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Italiens und die Hauptstadt der Region Piemont. Geographisch jeweils ungefähr 100 Kilometer von der Schweiz und Frankreich entfernt, ist der Fluss Po eine wichtige Lebensader innerhalb der Metropole. Einer der prägendsten Faktoren bei der Entwicklung hin zum Industriestandort war die Gründung und der Aufstieg des Automobilherstellers Fiat im Jahr 1899. Nachdem im Anschluss die Bevölkerungsanzahlen rasch stiegen, aber auch wieder fielen, ist seit den 80er Jahren ein Wandel hin zu einem Messe- und Kongresszentrum sowie einer Sport- und Universitätsstadt zu beobachten. 

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