Akademie

„Allen Grund, stolz zu sein“

Kurz-Interview mit U23-Cheftrainer Rüdiger Ziehl im polnischen Trainingsquartier.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Ende Mai hatte die Zweitvertretung der Wölfe den Aufstieg in die 3. Liga nur um Haaresbreite verpasst. Nun bereiten sich die Grün-Weißen im Trainingslager im polnischen Opalenica auf eine weitere Regionalliga-Saison vor. U23-Chefcoach Rüdiger Ziehl äußert sich zur Vorbereitung, dem neuen Kader und dem verpassten Aufstieg.
 
Rüdiger Ziehl, seit dem Wochenende bereitet sich Ihre U23 im polnischen Opalenica auf die neue Spielzeit vor. Ein Test gegen den heimischen Erstligisten Korona Kielce wurde bereits absolviert, am Freitag folgt ein weiterer gegen Bruk-Bet Termalica Nieciecza, einen polnischen Zweitligisten. Wie lautet ihr Zwischenfazit und wie ist die weitere Marschroute?
 
Rüdiger Ziehl: Am Montag haben wir mit dem 4-3-3 auch ein neues System getestet, was wir in der Rückrunde so nie gespielt haben. Wir haben dabei auch das Anlaufverhalten auf den Gegner bei dessen Ballbesitz verändert. Dafür, dass wir in der Kürze der Zeit nicht nur eine neue Mannschaft, sondern auch ein neues System und neue taktische Inhalte reingepackt haben, hat das beim ersten Test insgesamt gepasst. Im nächsten Spiel wollen wir dann wieder mit Dreierkette spielen, wo die Abläufe – gerade mit Ball – noch besser sind. Gegen den polnischen Zweitligisten wollen wir dann auch vom Ergebnis her etwas holen, denn wir möchten das Trainingslager mit einem positiven Ergebnis abschließen. Es ist erneut geplant, allen Spielern 45 Minuten Spielzeit zu geben, um dann hoffentlich positive, aber auch negative Schlüsse darüber ziehen zu können, was jeder einzelne Spieler hier im Trainingslager abgeliefert hat.

Mit Torwart Tobias Stirl und Verteidiger Shaka W`Okitasombo gibt es bisher zwei externe Neuzugänge. Wie leicht verläuft die Integration?

Ziehl: Die funktioniert gut. Auch unsere U19-Spieler, die jetzt mit dazu zugekommen sind, wurden schnell integriert. Das geht eigentlich immer schnell, weil sich die meisten bereits kennen. Die beiden externen Neuen haben sich sofort sehr gut zurecht und sofort Anschluss gefunden, was ihnen von der Mannschaft aber wie immer einfach gemacht wurde. Es besteht zudem auch noch die Möglichkeit, dass ein weiterer Neuzugang hinzukommt. Auch Probespielern gegenüber ist das Team sehr offen, es wird unterstützt und geholfen – trotz allen Konkurrenzkampfes ist man füreinander da.

Wie weit weg ist die Enttäuschung über den knappen Nichtaufstieg in den Play-offs gegen Bayern München? Ist man wieder so frei im Kopf, voll durchstarten zu können?

Ziehl: Klar haben wir das hier auch kurz thematisiert. Es bringt ja nichts, es totzuschweigen oder nur zu sagen: Das war blöd und wir vergessen es einfach. Vielmehr war es wichtig, uns damit auseinanderzusetzen, um auch daraus unsere Schlüsse zu ziehen: Was war gut und was war schlecht? Jeder einzelne sollte sich für sich schon fragen und nachdenken, was vielleicht nicht gepasst hat. Wo waren die ein, zwei Prozent, die am Ende gefehlt haben, um auch in München erfolgreich zu sein?  Wir haben das also in einer großen Runde mit Spielern und Staff besprochen. Damit soll das Thema dann aber auch erledigt sein. Es war ein Negativerlebnis zum Abschluss der letzten Saison. Im Vordergrund muss aber stehen, wie erfolgreich wir die Gesamtsaison gespielt haben.
 
Eigentlich war ja zu Saisonstart mit der Staffel-Meisterschaft nicht zwingend zu rechnen, oder?
 
Ziehl: Nein, das war überhaupt nicht abzusehen. Es war keine Zielsetzung, Erster zu werden. Wie wir uns dann als Mannschaft gefunden haben, dann erfolgreich waren und eine grandiose Runde gespielt haben – das muss einfach in den Köpfen drin sein. Es sind jetzt viele Spieler aus der U19 da, die auch im Halbfinale gegen Stuttgart gescheitert sind. Da ist die Situation also ähnlich. Sie haben allen Grund, stolz auf sich zu sein, die Staffel-Meisterschaft geholt zu haben. Das gilt auch entsprechend für uns. Die U23 ist in der Regionalliga Nord mit so großer Punktzahl Meister geworden, worauf wir stolz sein können. Das in die Köpfe zu kriegen, darum geht es jetzt einfach. Alles, was danach kam, ist passiert, und wir haben es thematisiert. Auch wenn es nächstes Jahr keine Aufstiegsspiele in unserer Staffel gibt, müssen wir daraus die richtigen Schlüsse ziehen, damit wir in engen und entscheidenden Spielen zukünftig erfolgreich bestehen können.
 
Kann man zu diesem frühen Vorbereitungszeitpunkt schon eine Prognose abgeben, wohin es für euch oder andere Teams in dieser Saison gehen kann?
 
Ziehl: Wer bereits letztes Jahr sehr offensiv das Ziel Aufstieg ausgegeben hat und es auch in diesem Jahr aufgrund vielversprechender Neuzugänge tun wird, ist der VfB Lübeck. Der Aufstieg als Ziel ist für diesen Verein und die Qualität der Mannschaft klar. Was uns selbst und unsere Zielsetzung angeht: Wir waren letztes Jahr nah dran und haben am Aufstieg geschnuppert – da wäre es blöd zu sagen, dass wir zufrieden wären, wenn wir am Ende Fünfter werden. Trotzdem herrscht bei uns eine andere Konstellation, weil wir viele Abgänge auch wichtiger Stammspieler zu kompensieren haben und die Mannschaft mit bisherigen U19-Spielern verjüngt wurde, was auch für die beiden Neuzugänge aus Mainz bzw. Frankfurt gilt. Wir müssen also sehen: Auf welchen Stand können wir kommen? Und wie starten wir in die Saison?

Impressionen aus dem Trainingslager