Netto Null

CO2-Neutraler Fußball made in Wolfsburg

Aufschub war gestern. Spätestens seit dem Special Report des Weltklimarats aus dem Jahr 2018 ist klar: Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft müssen gemeinsam handeln, um die globale Erwärmung idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen. Der VfL geht dabei voran. Mit der Unterzeichnung der Klimaschutzvereinbarung „Sports for Climate Action“ und als „Race to Zero“-Partner der Vereinten Nationen bekennt er sich als erster europäischer Fußballclub der Top-Ligen öffentlich zur systematischen Reduktion seiner CO2-Emissionen.

Geschäftsführer Michael Meeske: „Wir brauchen mehr als eine Absichtserklärung. Wir wollen Klimaschutz im Club authentisch leben und ligaweit Maßstäbe setzen. Denn die Wende zum CO2-neutralen Fußballgeschäft schaffen wir nur gemeinsam. Hierfür brauchen wir ein klares und faires Ziel, an dem man unseren Beitrag als Club und als Branche messen kann.“

  • Zielsetzung

    Netto-Null – so lautet das übergeordnete Ziel der VfL-Klimastrategie. Es bedeutet, dass alle vom VfL verursachten Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre entfernt beziehungsweise an anderer Stelle vermieden werden. Binnen fünf Jahren soll es erreicht sein und damit der VfL Wolfsburg klimaneutral. Der Fußballclub verfolgt dabei eine Doppelstrategie: Reduktion plus Kompensation.

    Gemeinsam mit externen Expert*innen hat der VfL Wolfsburg 2020 seine Klimaziele vollständig überarbeitet und einen auf wissenschaftlich fundierten Zielvorgaben basierenden Reduktionspfad für CO2-Emissionen entwickelt. Der Reduktionspfad orientiert sich an den Methoden der Science Based Targets Initiative und beschreibt eine Folge konkreter Schritte, mit denen die Treibhausgasemissionen des Vereins drastisch vermindert werden. Der VfL will damit den Forderungen des Pariser Klimaabkommens von 2015 entsprechen und dazu beitragen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Für die Reduktion hat sich der VfL einen verbindlichen Pfad gesetzt: Ausgehend von dem Saisonjahr 2017/2018 sollen die gesamten Treibhausgasemissionen jährlich um 6,45 Prozent schrumpfen. Daraus ergibt sich bis zum Jahr 2030 eine Reduzierung um ca. 55 Prozent. Dies kann der VfL leisten, wenn alle Prozesse schrittweise auf CO2-sparende Lösungen umgestellt werden. Dabei geht es dem Verein auch darum, die verfügbaren Mittel möglichst effizient einzusetzen. Deshalb ergänzt der VfL seinen Ansatz durch Kompensationsprojekte weltweit.

  • UN-Initiative Race to Zero

    Mit der Unterzeichnung der Klimaschutzvereinbarung „Sports for Climate Action“ und Unterstützung als „Race to zero“-Partner der Vereinten Nationen bestätigt der VfL Wolfsburg einmal mehr seine Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz. Bestandteil der Vereinbarung ist ein klares Bekenntnis zur systematischen Reduktion der CO2-Emissionen der Sportangebote sowie zur Sensibilisierung ihrer Zielgruppen. Gerade der Spitzenfußball trägt als Inspirationsquelle für Leistungsbereitschaft und Engagement zur gesellschaftlichen Entwicklung bei und hat somit eine besondere Verantwortung. Das gemeinsame Engagement für die „Sports for Climate Action“ ist damit auch ein wichtiges Signal für eine Neuorientierung des Sports auf internationaler Ebene.


    „Der Fußball hat eine enorme Kraft, die gesamte Gesellschaft zu inspirieren“

    Nachgefragt bei Lindita Xhaferi-Salihu, Leiterin für „Sports for Climate Action“ bei den Vereinten Nationen

    • What responsibilities do you ascribe to football associations in terms of climate protection?
      Football is such a beautiful game and close to heart for so many of us. Very few things in the world have such a big, global and socially diverse community as those playing and watching football. As such, it has a remarkable potential to drive change by addressing its climate impact and advocating for climate action towards athletes and fans. Professional associations will have a larger footprint, more resources and are in a better position to lead the way for a sustainable way of running football. They can pass on lessons learned to the upcoming generation and empower them with tools and knowledge for the football of the future. First, there needs to be a genuine commitment that the organisation will take a serious and a holistic approach to addressing its climate impact. That it will carefully plan how they build, run and maintain stadiums and focus on areas such as energy, water, transport, food, services & products and waste to identify ways to be increasingly more efficient and sustainable.

    • The main target groups of football associations are fans and spectators. Their travel activity is the cause of a large part of CO2 emissions attributed to it. How can spectators be persuaded to change their mobility behaviour? How can VfL Wolfsburg contribute to this?
      Transport is a crucial element in the fight against climate change. Sports can be catalysis of change for this sector by increasing the demand for low carbon transport, by encouraging spectators to take low-emission travel choices such as bikes, electric vehicles or use of public transport. For example, Kombiticket is an interesting offer in this regard but for international events there is also a lot of value in exploring longer term strategies such as how to reduce long-distance air travel and incentivize more of local and regional spectators. VfL Wolfsburg could for example consider campaigns to educate spectators in using sustainable transport but also connect with key stakeholders involved in football to work collectively and introduce approaches on both local and national level so that low carbon transport becomes a norm and all football clubs take a consistent and universal approach for travel to matches. Finally, after reduction measures, one can compensate unavoidable emissions generated by travel through credible offsetting schemes.

    • Where do you see football in ten years? Can there be climate neutral match days?
      Unfortunately, never has there been a greater disconnect between the need for action and reality. Football can lead the way, create a legacy and empower everyone to demand more from governments and others. In ten years, if we are to keep the planet safe, I hope football will be mature in delivering climate neutral matches and Cups and working with sponsors and service providers who have also committed to transforming to net zero. In fact, I see spectators helping their favorite teams and clubs succeed in their climate neutral journey. The phrase “you can change the world” has been around for many generations, but never has there been a generation that can make it come true like this one. For me and for many others, football can change the world.

  • Fußabdruck: Fortschritte im Klimaschutz

    Seit fast zehn Jahren misst der VfL Wolfsburg alle zwei Jahre seine Treibhausgasemissionen, verfolgt anspruchsvolle Ziele zu deren Reduktion und entwickelt diese stetig weiter. Den CO2-Fußabdruck nutzt er, um Fortschritte zu messen und Maßnahmen zu steuern.

    Die Gesamtmenge der von ihm in der Saison 2019/2020 ausgestoßenen Treibhausgase (Scope 1, 2 und 3) beläuft sich auf 9.460,915 Tonnen CO2e. Dies sind fast 10 Prozent (9,98 %) weniger als in der Spielzeit 2017/2018. Ursächlich hierfür ist vor allem der starke Rückgang jener Emissionen, die direkt oder indirekt (durch den Einkauf von Energie) vom VfL Wolfsburg beeinflusst werden können (Scope 1 und 2). Sie sind im Vergleich zur Saison 2017/2018 um 24,5 Prozent gesunken. Diese Entwicklung geht im Wesentlichen auf den deutlich verminderten Einsatz von Fernwärme zurück. So musste die Rasenheizung unter anderem aufgrund der milden Witterung deutlich seltener eingesetzt werden. Im Vergleich zum Bezugsjahr 2011 wurden die Scope-1- und Scope-2-Emissionen sogar um knapp 47 Prozent (46,86 %) reduziert. Der VfL hatte sich zum Ziel gesetzt, diese CO2-Emissionen bis zum Ende der Saison 2017/2018 gegenüber dem Kalenderjahr 2011 um 25 Prozent zu verringern. Mit der Saison 2019/2020 wurde das ambitionierte Ziel erreicht.

    Die Emissionen der Scopes 1 und 2 machen allerdings nur knapp 20 Prozent der Gesamtemissionen des VfL Wolfsburg aus. Die restlichen 79,95 Prozent entfallen auf den Scope-3-Bereich. Den größten Anteil an den Scope-3-Emissionen hatte auch in der Saison 2019/2020 die Zuschauermobilität bei Heimspielen. Die hierdurch bedingten Emissionen ließ der VfL auf Basis der letzten Erhebung und entsprechender Verkehrsstatistiken berechnen. Eine Fanbefragung zum Mobilitätsverhalten konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. Die Berechnungen ergaben im Vergleich zur vorherigen Saison einen geringfügigen Rückgang um 0,76 Prozentpunkte auf 40,23 Prozent. Hier sind vor allem zwei zentrale Einflüsse zu berücksichtigen: Zum einen nahm die Herren-Mannschaft des VfL in der Saison 2019/2020 erneut an der Europa League teil, was grundsätzlich mit zusätzlichen CO2-Emissionen aufgrund der gesteigerten Fan- und Teammobilität verbunden ist. Andererseits hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass die Spiele seit März 2020 ohne Zuschauer ausgetragen wurden. Beide Effekte haben sich annähernd neutralisiert.

  • Maßnahmen

    Ein wichtiger Pfeiler der Klimastrategie ist die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Für den VfL Wolfsburg bedeutet das einerseits Beschaffung von erneuerbarer Energie: Den Strom bezieht er bereits seit 2011 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Der regionale „Gemeinsam bewegen“-Partner LSW Energie bietet außerdem VfL-Ökostrom für Fans an. Andererseits spielt auch die Eigenerzeugung eine Rolle. So wurden auf dem Dach des 2018 neu gebauten Funktionsgebäudes der VfL-Fußball.Akademie eine Photovoltaik- und eine Solarthermieanlage installiert, die basierend auf dem Konzept des nachhaltigen Bauens das Gebäude mit Strom und Warmwasser versorgen.

    Mit einer Folge konkreter Schritte werden die Treibhausgas-Emissionen des Vereins in den kommenden Jahren deutlich vermindert. So wird beim VfL Wolfsburg die E-Ladeinfrastruktur ausgebaut und sowohl Profis als auch Mitarbeiter werden künftig vermehrt mit Dienstwagen aus der vollelektrischen ID. Familie von Volkswagen unterwegs sein. Damit trägt der VfL zu einer klimaverträglichen Mobilität bei. Ein weiterer Motor der Energiewende ist selbst produzierter Solarstrom. Im kommenden Jahr werden die Niedersachsen ihre Photovoltaik-Anlage ausbauen, um künftig mittels Sonnenlicht noch mehr Strom grün und preiswert zu generieren. Eine weitere Maßnahme, um den CO2-Ausstoß zu verringern, wird die Umstellung auf klimafreundliches Erdgas sein.

    Die Berechnung des Fußabdrucks zeigt, dass der Mobilitätsbereich weiterhin die größte Variable für den gesamten Fußabdruck darstellt. Sportlicher Erfolg erhöht die Reisetätigkeit. Dies betrifft beim VfL nicht nur die Mobilität von Mannschaften und Vereinsmitarbeiter, sondern auch die der Fans und Medienvertreter. Deren CO2-Emissionen kann der Klub jedoch nicht direkt beeinflussen. Stattdessen setzt er Anreize für ein klimabewusstes (Reise-) Verhalten. Zukünftig möchte der VfL gemeinsam mit seinen Partnern auf Basis eines ganzheitlichen Ansatzes sein Umfeld noch stärker für die Mobilität von morgen begeistern, denn die formulierten Ziele können nur gemeinsam erreicht werden.

    Bereits heute können Fans ein klimaneutrales Ticket erwerben und ihre CO2-Emissionen von Fanartikeln klimakompensieren. So veröffentlicht der VfL in Kooperation mit dem Hamburger Startup Yook für mehr Sensibilisierung beim Thema Klimaschutz detaillierte CO2-Informationen beim Merchandise- und Ticketverkauf im Wölfeshop. Diese Einbindung der CO2-Informationen im Onlineshop soll nachhaltigeren Konsum ermöglichen. Über eine digitale Schnittstelle ist die CO2-Fußabdruck-Software von Yook mit dem Onlineshop des VfL verknüpft und liefert stets aktuelle Zahlen zum CO2-Fußabdruck ausgewählter Produkte sowie der Anreise zu den jeweiligen Spielorten.

Michael Meeske über Race to Zero

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Der VfL Wolfsburg-Geschäftsführer Michael Meeske schaut in die Kamera.

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