Zurück in der Spitzengruppe - DFB-Pokalsieg krönt Saison 2014/15

Der 15. November 2012 markierte einen Neustart für den VfL Wolfsburg, als neuer Geschäftsführer Sport wurde Klaus Allofs bei den Grün-Weißen vorgestellt. „Ich bin von meinem Gefühl überzeugt, dass die neue Aufgabe mir viel Spaß bereiten wird. Ich werde auf engagierte Mitarbeiter treffen, die den VfL auch nach vorne bringen möchten. Teamarbeit ist mir besonders wichtig. Das Miteinander ist das Schlagwort, um jahrelang oder sogar Jahrzehnte begleitend sportlichen Erfolg zu haben“, äußerte sich der Europameister von 1980 und verpflichtete bereits kurz darauf mit Dieter Hecking einen neuen Cheftrainer. Der Verein befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem 15. Tabellenplatz und somit in unmittelbarer Nähe zu den Abstiegsrängen. „Ich freue mich riesig auf die Aufgabe, die mich hier beim VfL Wolfsburg erwartet“, ließ Hecking bei seiner Vorstellung verlauten und machte gleich deutlich, was als erstes auf der Agenda steht: „Wichtig ist, dass wir stabil werden in unserer Leistung und in der Tabelle schnell Luft nach hinten bekommen. Das geht nur über harte Arbeit.“ Am Ende der Spielzeit stand ein versöhnlicher elfter Platz zu Buche.

Ein eher durchwachsener Start in die Saison 2013/2014 war vor allem durch einige unglückliche Niederlagen geprägt. Doch weder Mannschaft, noch Trainer verfielen in Panik und blieben in den folgenden neun Partien ungeschlagen, was zur Winterpause den fünften Tabellenplatz mit 30 erreichten Punkten bedeutete. Mit der Verpflichtung des belgischen Nationalspielers Kevin De Bruyne untermauerte der VfL zur Rückrunde zudem seine Ambitionen, sich im oberen Drittel der Tabelle festzusetzen.

„Der VfL Wolfsburg ist ein sehr gutes Projekt. Es läuft hier schon sehr viel besser als früher. Man sieht die Veränderung“, meinte der Neuzugang kurz nach seiner Vorstellung. Auch wenn der Belgier etwas Eingewöhnungszeit benötigte, sah man ihm doch schnell an, dass er das Zeug hat, den VfL spielerisch auf ein neues Level zu heben. Am letzten Spieltag der Saison 2013/2014 empfing das Wolfsrudel den direkten Tabellennachbarn Borussia Mönchengladbach und siegte verdient mit 3:1. Die drei Punkte bedeuteten nicht nur Platz fünf in der Abschlusstabelle der Bundesliga, sondern auch den Einzug in die Europa League – ein absolut verdienter Erfolg nach einer der besten Spielzeiten der Wölfe in der Bundesliga.

Zur neuen Saison zeigten sich die Wölfe von Anfang an präsent und knüpften schnell an die tollen Darbietungen der vorangegangenen Spielzeit an. Mit einem 2:1-Sieg gegen den 1.FC Köln schlossen die Wolfsburger am 20. Dezember 2014 die beste Hinrunde ihrer Vereinsgeschichte ab. 34 Punkte stellten den zweiten Tabellenplatz sicher – der ärgste Verfolger Bayer 04 Leverkusen konnte mit sechs Punkten bereits ordentlich distanziert werden. Den Platz hinter dem FC Bayern München gaben die Wölfe bis zum Ende der Saison nicht mehr aus der Hand. In der Rückrunde sammelte das Team 35 weitere Punkte. Der Rekord der Meistersaison 2009 von 69 Punkten war somit eingestellt und die direkte Champions-League-Qualifikation gesichert.

Doch auch schon in der laufenden Spielzeit konnten die Grün-Weißen auf eine erfolgreiche Europa-Tournee zurückblicken. In der UEFA Europa League setzte sich das Team von Cheftrainer Dieter Hecking in einer starken Gruppe mit dem FC Everton, FK Krasnodar und OSC Lille letztendlich souverän durch. Über die Stationen Lissabon und Mailand erreichte der VfL verdient das Viertelfinale. Hier war jedoch der SSC Neapel eine Nummer zu groß für die Wölfe, im Hinspiel in der Volkswagen Arena legten die Neapolitaner eine schier gnadenlose Effizienz an den Tag. 1:4 lautete das ernüchternde Ergebnis an diesem Abend – eine denkbar schlechte Ausgangsposition fürs Rückspiel in Italien. Zwar präsentierte sich das Team in Neapel sehr viel gefestigter und erkämpfte sich nach 0:2-Rückstand noch aufopferungsvoll ein Unentschieden, doch das Aus im Viertelfinale war aufgrund der hohen Hypothek des Hinspiels nicht mehr abzuwenden.

Das absolute Highlight der Saison bildete jedoch der DFB-Pokal. Nach einem spannenden Start gegen Zweitligist Darmstadt, der nach torlosem Spiel erst im Elfmeterschießen bezwungen werden konnte, bereitete der FC Heidenheim in der zweiten Runde keine großen Probleme. Nach weiteren Siegen in Leipzig und gegen Freiburg stand der VfL zum dritten Mal in Folge im DFB-Pokal-Halbfinale.

Zwar bekamen die Grün-Weißen mit Arminia Bielefeld den vermeintlich einfachsten Halbfinalgegner zugelost, doch angesichts der Tatsache, dass der Drittligist im Wettbewerb bereits drei Bundesligisten bezwingen konnte, war trotz des Klassenunterschieds nicht von einer einfachen Begegnung auszugehen. Im Endeffekt konnte man nach souveränen 90 Minuten aber relativ ungefährdet mit 4:0 ins Pokalfinale einziehen. Zweimal Maximilian Arnold sowie Luiz Gustavo und Ivan Perisic trugen sich in die Torschützenliste ein. Parallel besiegte Borussia Dortmund den FC Bayern München nach einem denkwürdigen Elfmeterschießen mit 2:0.

Am 30. Mai war er dann endlich gekommen, der Tag um Geschichte zu schreiben. Über 30.000 Wolfsburger begleiteten das Team nach Berlin und wurden Zeugen eines historischen Abends. Nach einer durchwachsenen Anfangsphase des VfL ging der BVB verdient mit 1:0 in Führung. Doch das Hecking-Team steckte nicht auf, kämpfte sich zurück in die Partie und spielte sich in der Folge in einen wahren Rausch. Lediglich 16 Minuten benötigten die Wölfe um dreimal zuzuschlagen. Erst staubte Luiz Gustavo einen typischen Naldo-Freistoß-Hammer zum Ausgleich ab, bevor der in dieser Saison alles überragende Kevin De Bruyne nach toller Ablage Caligiuris sehenswert die Führung erzielte. Nur fünf Minuten später setzte sich Ivan Perisic gekonnt auf der Außenbahn durch und bediente mustergültig den freistehenden Bas Dost, der das Leder zielsicher in die Maschen köpfte. Der Endstand war bereits vor der Pause hergestellt. In der zweiten Halbzeit ebbte der Schwung im Spiel etwas ab, die Wölfe verwalteten die Führung souverän und clever. Am Ende war der VfL der verdiente Pokalsieger und das Berliner Olympiastadion verwandelte sich in eine grün-weiße Partymeile.

Die anschließende grün-weiße Party in Berlin und Wolfsburg war eines Pokalsiegers würdig. Geburtstagskind und Torschütze Bas Dost ließ das Spiel noch einmal Revue passieren: „Dortmund hat 1:0 geführt und hatte die Chance zum 2:0. Was wir dann gezeigt haben, war eine Superleistung. Das ist Geschichte, das ist überragend. Für mich war es ein unglaubliches Jahr.“ Auch Pokalsieger-Trainer Hecking verteilte viel Lob an seine Spieler: „Ich bin einfach mächtig stolz auf meine Mannschaft heute. Es war das Spiel, was wir erwartet haben. Dortmund mit viel Zug zum Tor, früher Rückstand für uns. Wichtig war, dass Marco Reus das 2:0 nicht macht. Dann wäre es richtig schwer geworden. Mit dem Ausgleich haben wir dann plötzlich den Mut gehabt, waren in den Zweikämpfen aggressiver, bissiger. Von daher war es ein verdienter Sieg heute.“

Der kurzen Nacht in Berlin folgte am Tag darauf bereits das nächste Highlight am Wolfsburger Hauptbahnhof. Über 80.000 Fans waren gekommen um ihren Helden einen rauschenden und begeisternden Empfang zu bereiten. Wenig später starteten die Wölfe den Autokorso zum Wolfsburger Rathaus. Es wurde bei bestem Wetter eine echte Triumphfahrt, bei der Zehntausende am Straßenrand ihren Lieblingen zujubelten und sie lautstark feierten. „Das ist einfach wieder der absolute Wahnsinn“, sagte Marcel Schäfer, für den es nach der Meisterschaft 2009 der zweite Autokorso mit den Wölfen war. Nach dem offiziellen Empfang durch Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs, ging es erneut in Cabriolets auf die große Bühne vor dem Rathausplatz. Hier tanzten, sangen und feierten die Spieler noch einmal ausgiebig mit den Fans bevor sie sich in den verdienten Sommerurlaub verabschiedeten.