In der Spielzeit 1992/1993 wurde es fĂŒr die GrĂŒn-Weißen gleich doppelt eng

Seit 15 Jahren ist der VfL ohne Unterbrechung in der Bundesliga dabei, und lĂ€ngst haben sich die Wölfe im Oberhaus fest etabliert. Blickt man auf die AnfĂ€nge dieser Erfolgsgeschichte zurĂŒck, dann landet man bei einem bedeutenden Ereignis, das sich in diesem Sommer zum 20. Mal jĂ€hrt: Genau zwei Dekaden ist es her, dass der VfL Wolfsburg nach langen Jahren in der Drittklassigkeit wieder an die OberflĂ€che kam. Beginnend mit dem Zweitligaaufstieg 1992 soll die erstaunliche Entwicklung der GrĂŒn-Weißen deshalb an dieser Stelle noch einmal nacherzĂ€hlt werden. 20 Jahre Wolfsburger Profifußball – Heute: Teil II – Machtwechsel nach einer Mammutsaison.

Mit Meisterschaft und Aufstiegsrunde hatten die Wölfe fĂŒr die RĂŒckkehr in Liga zwei schon durch ein echtes Nadelöhr gemusst. Dort angekommen, kam es nun erst recht knĂŒppeldick: Infolge der Wiedervereinigung war die jetzt wieder eingleisige zweite Liga grĂ¶ĂŸer denn je. Bei insgesamt 24 Mannschaften standen nicht weniger als 46 (!) Spiele auf dem Programm, gleich sieben (!!) Teams stiegen ab. Einer der heißesten AnwĂ€rter war naturgemĂ€ĂŸ der VfL Wolfsburg. „Die halbe Liga kam fĂŒr den Abstieg in Frage, und als frischer Aufsteiger gehörten wir natĂŒrlich ganz klar dazu“, kann sich Holger Ballwanz erinnern. Der damals 24-JĂ€hrige kam gerade frisch vom HSV und erlebte in seinem ersten Jahr als GrĂŒn-Weißer eine von Anfang bis Ende sehr intensive Saison.  
 
„Schon im Sommer ging es los. Wir hatten eine unwahrscheinlich lange und harte Vorbereitung, was nur zu logisch war, um diese Mammutsaison zu ĂŒberstehen“, so Ballwanz. Die Zielsetzung lag auf der Hand: 15 Jahre hatte man in Wolfsburg auf die RĂŒckkehr bzw. den Einzug in den Profifußball gewartet, da galt es einen direkten Abstieg um jeden Preis zu vermeiden. „Unser großes Plus war der Teamgeist. Was sich da innerhalb der Spielzeit entwickelt hat, war schon enorm. Auch an den Zuschauerzahlen hat man das irgendwann ablesen können.“ Nach furiosem Start knickte der VfL etwas ein, was im Februar Uwe Erkenbrecher zum VerhĂ€ngnis werden sollte. Dieter Winter half aus, anschließend ĂŒbernahm Eckhard Krautzun. Die Mannschaft stand enorm unter Stress, eine englische Woche jagte die nĂ€chste. Doch die Wölfe bissen sich durch. Mit bestem Beispiel voran ging Verteidiger Ballwanz, der in seinen 45 EinsĂ€tzen sagenhafte 21 gelbe Karten bekam. „In der zweiten Liga ging es eben ganz gut zur Sache, außerdem wurde man damals noch nicht nach jeder fĂŒnften gesperrt. Vielleicht war man deshalb etwas sorgloser“, lacht er.

Bis zum allerletzten Spieltag mussten die GrĂŒn-Weißen zittern, dann war der Kraftakt bewĂ€ltigt. Ein 2:1 in DĂŒsseldorf brachte nach der 46. Runde die Rettung. Pikant: Nicht der VfL Wolfsburg, sondern Rivale Eintracht Braunschweig musste die Liga am Ende verlassen, was ganz nebenbei zu einer Art sportlichem Machtwechsel in Ost-Niedersachsen fĂŒhrte. Ballwanz: „Man wĂŒnscht wirklich niemals einem Gegner den Abstieg, aber an dieser Stelle hatte das rĂŒckblickend wohl schon eine gewisse Bedeutung, zumal wir in den folgenden Jahren ja schon oben mitspielen konnten.“

Ehe es so weit kam, gab es allerdings noch eine unerwartete HĂŒrde zu nehmen. Denn mit einem Mal stand der Klassenerhalt wieder in Frage. „Plötzlich hieß es, wegen eines Formfehlers wĂ€re die Lizenz in Gefahr – und das direkt nach so einer harten Saison. Das war fĂŒr uns ein harter Schlag“, berichtet Ballwanz. Den VfL plagten zu dieser Zeit große finanzielle Probleme. Binnen Stunden galt es ĂŒber eine halbe Million Mark aufzutreiben, was erst unter grĂ¶ĂŸten MĂŒhen und dank der privaten Zuwendung einzelner GeschĂ€ftsleute, denen die GrĂŒn-Weißen am Herzen lagen, gelang. „Auf diesen Nervenkitzel hĂ€tten wir alle gut verzichten können. Aber als ich im Urlaub dann die Nachricht bekam, die Lizenz sei nun endlich erteilt, ist die Erleichterung umso grĂ¶ĂŸer gewesen.“